Das Rammeln (auch Aufreiten genannt) ist ein Verhalten, das sowohl bei Rüden als auch bei Hündinnen beobachtet werden kann. Bei einer rammelnden Hündin zeigt die Hündin ein Verhalten, das üblicherweise mit Paarungsversuchen von Rüden assoziiert wird. Sie springt dabei auf andere Hunde, Menschen oder sogar Gegenstände auf und führt rhythmische Bewegungen aus, die dem Deckakt ähneln. Dieses Verhalten ist völlig normal und kann verschiedene Ursachen haben, die sowohl körperlich als auch psychisch bedingt sein können.
Biologische Hintergründe des Rammelns
Das Rammeln bei Hunden hat nicht immer einen sexuellen Hintergrund. Hormonelle Veränderungen, soziale Hierarchien und Stress sind häufige Ursachen für dieses Verhalten. Während der Läufigkeit einer Hündin spielen insbesondere Östrogen- und Progesteronspiegel eine Rolle. Auch die sogenannte Pseudoträchtigkeit kann das Rammelverhalten beeinflussen. Bei Hündinnen, die scheinträchtig sind, steigt der Hormonspiegel ähnlich wie bei trächtigen Hündinnen an, was Paarungsverhalten auslösen kann.
Dr. Sabine Meier, Tierärztin für Verhaltenskunde, erklärt: „Das Rammeln ist ein normales Verhaltensmuster, das sowohl durch biologische Prozesse als auch durch Umweltfaktoren ausgelöst wird. Es ist wichtig, die genaue Ursache zu identifizieren, um das Verhalten richtig einordnen zu können.“
Ursachen für das Rammeln bei Hündinnen
Hormone und Läufigkeit
Während der Läufigkeit einer Hündin steigt der Hormonspiegel stark an, insbesondere das Hormon Östrogen. In der sogenannten Standhitze, der Phase der Läufigkeit, in der die Hündin bereit zur Paarung ist, zeigt sie vermehrt rammelndes Verhalten. Dies kann sowohl bei Rüden als auch bei anderen Hündinnen vorkommen.
Darüber hinaus kann auch eine Pseudoträchtigkeit Rammelverhalten auslösen. In dieser Phase produziert der Körper der Hündin Hormone, die eine Trächtigkeit vortäuschen, was Paarungsverhalten begünstigen kann.
Dominanzverhalten
Rammeln kann auch ein Zeichen von Dominanzverhalten sein. In sozialen Strukturen von Hunden dient das Aufreiten oft dazu, den eigenen Status im Rudel zu demonstrieren. Eine Hündin kann durch Rammeln versuchen, ihre Position gegenüber anderen Hunden oder Menschen zu behaupten.
Dieses Verhalten wird häufig in Mehrhundehaushalten beobachtet. Es hat in diesem Fall nichts mit Sexualtrieb zu tun, sondern dient der Festigung der sozialen Hierarchie.
Beispiel: In einem Haushalt mit mehreren Hunden versucht eine Hündin, ihre dominante Position gegenüber einem jüngeren Hund zu festigen, indem sie ihn regelmäßig rammelt.
Stress oder Aufregung
Manche Hündinnen zeigen Rammelverhalten als Stressbewältigungsstrategie. Hunde, die gestresst, nervös oder aufgeregt sind, nutzen das Rammeln, um Spannungen abzubauen.
Häufig tritt dieses Verhalten in neuen Situationen auf, z. B. bei einem Umzug oder dem Besuch unbekannter Personen. Auch Langeweile kann ein Auslöser sein.
Beispiel: Eine Hündin, die wenig geistige oder körperliche Auslastung erhält, kann beginnen, vermehrt zu rammeln, um überschüssige Energie abzubauen.
Spielverhalten
Rammeln kann auch Teil des Spielverhaltens sein. Hunde – unabhängig vom Geschlecht – rammeln manchmal beim Spielen mit anderen Hunden, um ihre Begeisterung auszudrücken. Dieses Verhalten ist vergleichbar mit einem spielerischen Imponierverhalten.
Dieses Verhalten wird oft bei jungen Hunden beobachtet und geschieht ohne aggressive oder dominante Absicht.
Aufmerksamkeitssuche
Eine Hündin kann das Rammeln auch einsetzen, um Aufmerksamkeit von ihrem Besitzer zu bekommen. Wenn ein Hund merkt, dass dieses Verhalten eine Reaktion hervorruft, wiederholt er es möglicherweise, um mehr Interaktion zu erhalten.
Beispiel: Wenn der Besitzer bei Rammelverhalten mit dem Hund schimpft, könnte der Hund dieses Verhalten verstärken, da er merkt, dass er dadurch Aufmerksamkeit bekommt.
Wann ist das Rammeln problematisch?
In den meisten Fällen ist das Rammeln ein normales Verhalten und kein Grund zur Sorge. Problematisch wird es jedoch, wenn:
- die Hündin ständig rammelt,
- das Verhalten zwanghaft wirkt,
- es zu Konflikten mit anderen Hunden führt,
- die Hündin Menschen belästigt.
In diesen Fällen sollte die Ursache genau untersucht werden. Es kann sinnvoll sein, einen Hundetrainer oder Tierarzt zu konsultieren, um das Verhalten zu analysieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Was kann man gegen das Rammeln tun?
Hier sind einige Tipps, wie man mit einer rammelnden Hündin umgehen kann:
Ablenkung
Lenke die Hündin bei Rammelverhalten durch Spielzeuge oder Kommandos ab, um das Verhalten zu unterbrechen. Eine geistige und körperliche Auslastung hilft, überschüssige Energie abzubauen.
Belohnung von ruhigem Verhalten
Belohne die Hündin für ruhiges und entspanntes Verhalten, damit sie lernt, dass sich erwünschtes Verhalten auszahlt. Positive Verstärkung ist effektiver als Bestrafung.
Training
Ein konsequentes Grundgehorsamstraining hilft, unerwünschtes Verhalten zu kontrollieren. Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ oder „Aus“ können in Situationen mit Rammelverhalten nützlich sein.
Tierarztbesuch
Wenn das Verhalten hormonell bedingt ist, kann eine Kastration in Betracht gezogen werden. Allerdings sollte dies gut abgewogen werden, da eine Kastration nicht immer die gewünschte Wirkung zeigt. Ein Tierarzt kann die beste Empfehlung geben.
Dr. Markus Schuster, Tierarzt, erklärt: „Eine Kastration kann bei hormonell bedingtem Rammeln hilfreich sein, sollte aber nie die erste Maßnahme sein. Es ist wichtig, zuerst andere Ursachen auszuschließen.“
Eine rammelnde Hündin zeigt ein Verhalten, das unterschiedliche Ursachen haben kann – von hormonellen Einflüssen über Dominanzverhalten bis hin zu Stressbewältigung oder Spielverhalten. In den meisten Fällen ist dieses Verhalten normal und unbedenklich. Wenn es jedoch zwanghaft wird oder zu Konflikten führt, sollte man die Ursache genau analysieren und gezielt Maßnahmen ergreifen. Wichtig ist, zwischen normalem und problematischem Verhalten zu unterscheiden und bei Bedarf einen Hundetrainer oder Tierarzt hinzuzuziehen. Mit einer ausreichenden Auslastung, positiver Verstärkung und einem konsequenten Training lässt sich unerwünschtes Rammelverhalten in den meisten Fällen erfolgreich reduzieren.